Die Therapie einer Blasenschwäche richtet sich nach der Ursache, die sie ausgelöst hat.
Therapie der Belastungsinkontinenz
Da die Belastungsinkontinenz durch eine Schwächung der Beckenbodenmuskeln verursacht ist, lässt sich hier oft schon durch einfach durchzuführende Beckenbodengymnastik Abhilfe schaffen.
Beckenbodengymnastik
Ein gezieltes Training der Beckenbodenmuskulatur fördert die Stärkung der Muskeln und einem ungewollten Harnverlust kann vorgebeugt werden. Das Training ist effizient, hat keine Nebenwirkungen und dauert nicht sehr lange. Es sollte langfristig angewendet werden, da eine Stärkung der Muskulatur nicht über Nacht eintreten wird. Eine Verbesserung stellt sich allerdings erst nach Wochen bzw. Monaten ein.
Weitere Therapiemöglichkeiten
Als zusätzliche Behandlungsform ist hier die Elektrostimulationstherapie zu nennen. Mittels einer vaginalen oder rektalen Sonde werden Reizströme verabreicht. Diese Impulse verbessern die Blasenfunktion und die Beckenbodenstabilität.
Auch medikamentös kann man der Belastungsharninkontinenz zu Leibe rücken. Eine lokale, vaginale Östrogenisierung mittels Salben oder Zäpfchen wirkt ebenfalls unterstützend.
Operative Behandlung
Falls die konservativen Therapien keinen oder nur wenig zufriedenstellenden Erfolg zeigen, dann gibt es die Möglichkeit einer Bandoperation, die die geschwächten Bandstrukturen des Harnröhrenschließmuskels verstärken sollen. Die TVT-Operation (TVT steht hier für tension-free vaginal tape, zu Deutsch spannungsfreies Vaginal-Band) ist ein minimal-invasiver Eingriff und gilt als Standard bei operativen Behandlung einer Belastungsinkontinenz bei Frauen.
Dabei wird ein etwa 1,5cm breites, dehnbares Band durch die Vagina in den Körper eingeführt und an der Stelle um die Harnröhre gelegt, an der sich die Muskulatur gelockert hat. In ca. 90% der Fälle kann so die Blasenschwäche beseitigt werden.
Ist die Funktionsstörung des Schließmuskels mit einer Senkung eines oder mehrerer Beckenorgane verbunden, kann man mit einer gezielten Aufrichtung mittels vorderer, hinterer oder einer kompletten Netzplastik diese Absenkung beheben.
Es gibt auch die Möglichkeit einer Scheidenaufrichtung mittels einer Netzzwischenlage an das Kreuzbein, was sowohl offen, laparoskopisch oder per DaVinci-System durchgeführt werden kann. Je nach postoperativem Verlauf der Harninkontinenz kann diese zusätzlich mit einem Band behoben werden.
Auch bei Männern nach einer radikalen Prostatektomie mit einer postoperativen Belastungsharninkontinenz bei noch ausreichender Restfunktion des Schließmuskels kann ein Band zur Therapie eingelegt werden (Schlingenplastik, male sling-Operation). Voraussetzung ist, dass die konservativen Therapien wie Beckenbodengymnastik und Elektrostimulationstherapie nicht den gewünschten Erfolg gebracht haben.
Bei Zustand nach Bestrahlung oder kompletter Inkontinenz ist eher die Einlage eines künstlichen Schließmuskelsystems zielführender. Nach Aktivierung des Systems kann der Patient selbst über einen im Hodensack platzierten Druckknopf die Miktion steuern.
Bei einer Patientin mit schwach tonisierter Harnröhre, nach Versagen eines Harnröhrenbandes oder auch bei Zustand nach Bestrahlung der Beckenregion kann eine Depoteinspritzung in die Harnröhre zur Verbesserung der Harninkontinenz vorgenommen werden.
Therapie der Dranginkontinenz
Der Schwerpunkt der Therapie bei Dranginkontinenz liegt in der medikamentösen Therapie. Hauptsächlich werden sogenannte Anticholinergika eingesetzt, die zur Abschwächung des übermäßigen Drangs führen.
Auch die intramuskuläre Injektion des Neurotoxins Botulinum (Botox) in kleinen Dosen in die Blasenwand, die über eine Blasenspiegelung meist in Allgemeinnarkose eingespritzt werden, kann die Symptome lindern.
Therapie der Mischharninkontinenz
Die Therapie richtet sich je nach Konstellation und Ausmaß der beiden Inkontinenzformen und wird darauf mit den bereits genannten Therapieoptionen abgestimmt.
Therapie der Überlaufinkontinenz
Durch die chronische Harnretention mit Überlaufinkontinenz können auch die Nieren zunehmend Schaden nehmen. Daher sollte eine Behandlung des Harnröhrenverschlusses durch
- eine Prostatagewebsabtragung mittels TUR-Prostata,
- Einsatz von z.B. Greenlight-Laser oder
- Schlitzung der Harnröhre
erfolgen.
Auch bei der weiblichen Überlaufinkontinenz steht meist eine entsprechende operative Behandlung im Vordergrund.
Therapie der Reflexinkontinenz
Eine medikamentöse Therapie ist vorrangig. Dazu ermöglicht der intermittierende Selbstkatheterismus eine restharnfreie Entleerung. Darunter versteht man, dass sich der Patient selbst wiederholt einen einmal verwendbaren Blasenkatheter legt, um die Blase zu entleeren. Oberstes Ziel des Selbstkatheterismus ist neben der Harnentleerung vor allem der Schutz der Nieren.
Gegebenenfalls ist auch eine kontinuierliche Harnableitung z.B. mittels eines suprapubischen Blasenkatheters notwendig.