Prostataerkrankung

Benigne Prostatahyperplasie
(Prostatavergrößerung)

Symptome einer benignen Prostatahyperplasie

Die Prostata ist Teil des männlichen Urogenitaltraktes (Harn- und Geschlechtsapparat). Sie sitzt unterhalb der Harnblase und umgibt die Harnröhre bis zum Beckenboden. Die Prostata sondert beim Samenerguss ein Sekret ab, das die Spermien beweglicher macht. Weiterhin hält sie den Urin vom Samenleiter fern.Während der Pubertät wächst sie bis auf ihre normale Größe an und wiegt dann etwa 15 bis 20 Gramm.
Eine benigne Prostatahyperplasie entsteht, wenn sich die Zellen der Prostata übermäßig vermehren und sich so das Drüsengewebe vergrößert, das die Harnröhre umgibt. Dabei kommt es häufig zu einer Komprimierung und somit Abflussbehinderung der Harnröhre. Dadurch wird der Druck auf die Harnröhre immer größer, was zu den typischen Problemen beim Urinieren (Miktionsprobleme) führt.
Die ersten Beschwerden treten dabei zumeist im 5. Lebensjahrzehnt auf. Durch die Abflussbehinderung der Harnröhre verdickt sich die Muskulatur der Harnblase, was für zusätzliche Beeinträchtigungen sorgen kann. Folgende Krankheitszeichen sind für eine Prostatavergrößerung charakteristisch:

  •     abgeschwächter Harnstrahl
  •     länger dauernde Blasenentleerung verzögerter
  •     Beginn der Entleerung („Anlaufschwäche“)
  •     Nachträufeln häufigeres Wasserlassen (Pollakisurie)
  •     Harndrang mit erhöhtem Druckgefühl
  •     unkontrollierter Urinabgang (Inkontinenz)
  •     nächtliches Wasserlassen (Nykturie)

Wird die benigne Prostatahyperplasie nicht behandelt, so kann es im späteren Verlauf zu weiteren Beschwerden kommen:

  •     Restharnbildung (Verbleiben von Harn in der Blase)
  •     erhöhte Anfälligkeit für Harnwegsinfekte oder Blasensteine
  •     Schädigung der Nieren bis zum Nierenversagen
  •     vollständige Harnsperre

Das Ausmaß der Beschwerden hängt dabei nicht direkt von der Größe der Prostata ab. So kann eine sehr kleine Prostata ausgeprägte Symptome verursachen und umgekehrt.

Ursachen für eine benigne Prostatahyperplasie

Die Auslöser für eine gutartige Vergrößerung der Prostata sind noch nicht genau geklärt. Allerdings gibt es mehrere Faktoren, die bei der Entstehung mitwirken:

  •     Hormone
  •     Veränderungen der extrazellulären Matrix
  •     genetische Faktoren   

Hormone

Es gilt mittlerweile als gesichert, dass Hormone eine wichtige Rolle bei der Entstehung einer BPH spielen. Das männliche Sexualhormon Testosteron wird in den Zellen der Prostata in eine wirksamere Form namens Dihydrotestosteron umgewandelt. Dieses scheint mit steigendem Alter ein Wachstum der Übergangszone der Prostata auszulösen.
Auch das weibliche Sexualhormon Östrogen spielt offenbar eine Rolle bei der Entstehung. Männer verfügen über geringere Mengen an Östrogen als Frauen, allerdings bleibt der Östrogenspiegel mit zunehmendem Alter gleich. Im Gegensatz dazu nimmt der Testosteronspiegel ab, was zu einer relativen Zunahme des Östrogens im Gesamthaushalt führt. Das kann eine fördernde Wirkung auf eine BPH haben.

Veränderungen der extrazellulären Matrix

Die extrazelluläre Matrix bezeichnet den Bereich zwischen den Zellen eines Gewebes. Wenn in der extrazellulären Matrix der Prostata spezielle Veränderungen stattfinden, werden dort vermehrt Wachstumsfaktoren gebunden. Das kann zu einer Zellvermehrung führen oder das natürliche Absterben der Zellen verhindern. Auch dies kann eine benigne Prostatahyperplasie begünstigen.

Genetische Faktoren

Genetische Faktoren spielen insgesamt nur eine geringe Rolle bei der Entstehung einer BPH. Nur wenn das Prostataadenom schon relativ früh behandelt werden muss, ist die genetische Komponente sehr wahrscheinlich. Bei Männern über 60 Jahren mit einem behandlungsbedürftigen Prostataadenom sind nur etwa 9 Prozent davon genetisch bedingt. Bei Männern unter 60 Jahren beträgt diese Rate etwa 50 Prozent.

Diagnose einer benignen Prostatahyperplasie

Bei der Anamnese, dem Arzt-Patient-Gespräch vor der körperlichen Untersuchung, geht der Urologe mit dem Patienten häufig einen von der American Urological Association entwickelten Fragebogen (International Prostata Symptom Test) durch. Anhand dieses Fragebogens wird überprüft, ob Anzeichen einer Prostatavergrößerung vorliegen.
Darüber hinaus kommen folgende Untersuchungsmethoden zum Einsatz:

  •     rektale Untersuchung
  •     Blut- und Urinanalyse
  •     Ultraschalluntersuchung
  •     Uroflowmetrie (Harnstrahlmessung)

Bei der rektalen Untersuchung tastet der Urologe die Prostata vom After aus mit dem Finger ab, um Größe und Beschaffenheit des Organs zu beurteilen. Eine gesunde Prostata fühlt sich in etwa wie der Daumenballen einer geballten Faust an. Bösartige Veränderungen sind dagegen hart, Entzündungen weich und druckempfindlich.
Der Urin wird auf Blutspuren und Entzündungsanzeichen (Entzündungsmarker) hin untersucht. Dabei wird unter anderem der Wert des prostataspezifischen Antigens erhoben, welches häufig bei Prostatakrebs erhöht ist. Eine genaue Diagnose ist hier notwendig, da beide Erkrankungen ähnliche Symptome auslösen. Die Messung der Konzentration der harnpflichtigen Substanzen im Blut kann Aufschluss über eine eventuelle Nierenschädigung geben.
Durch eine Ultraschalluntersuchung können Größe und Form der Prostata bildlich dargestellt werden.
Eine Uroflowmetrie trägt ebenfalls zur Klärung bei. Dabei uriniert der Patient in einen über der Toilette angebrachten Trichter. In diesem befindet sich eine Messvorrichtung, welche das maximale Urinvolumen pro Zeiteinheit bestimmen kann. Dabei gelten Werte von mehr als 15 Millilitern pro Minute als normal, alles darunter deutet auf eine Behinderung des Harnflusses hin.

Behandlung einer benignen Prostatahyperplasie

Die Behandlung eines Prostataadenoms ist erst dann notwendig, wenn die genannten Beschwerden vorliegen. Sie richtet sich nach dem Schweregrad der Beschwerden und dem jeweiligen Leidensdruck der Betroffenen. Ein primäres Behandlungsziel besteht in der Verlangsamung des Prostatawachstums und Linderung der damit einhergehenden Symptomatik. Allgemein stehen konservative (nicht-operative) und operative bzw. instrumentelle Therapie zur Verfügung.  

Konservative Therapie

Konservative Behandlungsmöglichkeiten sind

  •     kontrolliertes Zuwarten
  •     Phytotherapie (pflanzliche Therapie)
  •     medikamentöse Therapie (mit Alpha-Blockern, 5-Alpha-Reduktasehemmern oder Anticholinergika)

Bei wenig ausgeprägten Beschwerden und geringem Komplikationsrisiko kann der Betroffene zunächst beobachtet werden (kontrolliertes Zuwarten). Zumeist werden gleichzeitig verhaltensphysiologische Maßnahmen wie beispielsweise Verzicht auf Alkohol, scharfe Gewürze sowie kohlensäure- und koffeinhaltige Getränke ergriffen.
Bei leichten bis mäßigen Beschwerden können rezeptfreie pflanzliche Mittel wie Kürbissamen, Brennnesselwurzel- und Pollenextrakte zur Anwendung kommen (Phytotherapie). Die in diesen Pflanzen enthaltenen Stoffe können die Blasenfunktion stärken und lindern Symptome wie der häufige Harndrang oder auch zeitweise leichte Schmerzen, wirken sich aber nicht nachteilig auf das Wachstum der Prostata aus. Sie entwickeln ihre Wirksamkeit allerdings nur langsam über mehrere Wochen und müssen täglich eingenommen werden. Dauern die leichten Prostatabeschwerden an, sollte man auch an einen Besuch beim Urologen denken.
Für die Behandlung mit synthetischen Arzneimitteln (medikamentöse Therapie) stehen eine Reihe von Substanzen mit verschiedenen Wirkmechanismen zur Verfügung. Medikamente sollten nur dann eingesetzt werden, wenn keine Blasensteine oder eine Niereninsuffizienz zu erkennen sind. Sie können als Mono- oder als Kombinationstherapie zum Einsatz kommen. Alpha-Blocker lassen die glatte Muskulatur der Prostata erschlaffen und lindern so mittelgradige Schmerzen beim Wasserlassen. 5-Alpha-Reduktasehemmer blockieren die Umwandlung von Testosteron in das für das Prostatawachstum verantwortliche Dihydrotestosteron. Dies führt zu einer Verkleinerung der Prostata.
Quälender Harndrang, Inkontinenz sowie vermehrtes Wasserlassen (überaktive Blase) sind auf eine Übererregbarkeit der Blase zurückzuführen. Anticholinergika vermindern diese Übererregbarkeit und reduzieren so die Beschwerden.

Operative Maßnahmen

Können die Beschwerden nicht mehr durch Medikamente kontrolliert werden oder drohen Komplikationen, kommen operative oder instrumentelle Maßnahmen zum Einsatz.  Hier stehen unter anderem zur Verfügung:

  •     offene Operation (Prostatanukleation)
  •     transurethrale Elektroresektion (TURP)
  •     Laserverfahren (Koagulation, Resektion, Vaporisation)
  •     transurethrale Nadel-Ablation (TUNA)
  •     transurethrale Mikrowellenthermotherapie (TUMT)
  •     Einbringung von Stents transurethrale Inzision (TUI-P)
  •     vorübergehender oder dauerhafter Blasenkatheter

Eine stark vergrößerte Prostata (über 100 Gramm) kann eine Entfernung durch eine offene Operation erfordern. Bei dieser wird das Innere des Organs „ausgeschält“, sodass lediglich die Prostatakapsel zurückbleibt (Nukleation).
Alternativ kann die Prostata mit einer elektrischen Schlinge von innen „abgehobelt“ (transurethrale Elektroresektion) oder stückchenweise mithilfe eines Laserstrahls herausgeschnitten, koaguliert oder verdampft werden (Laserverfahren). Die TUNA-Therapie und die Mikrowellentherapie verkleinern das wuchernde Prostatagewebe gezielt mithilfe von Hitze.
Bei einer geringen Prostatavergrößerung (weniger als 30 Gramm) genügt zumeist ein seitlicher Einschnitt in das in den Blasenhals mündende Prostatagewebe (transurethrale Inzision). Bei einem schlechten, eine Operation ausschließenden Gesundheitszustand mit schwerer Abflussbehinderung kann temporär oder dauerhaft ein Metall- oder Kunststoffröhrchen (Stent) oder Katheter in die verengte Harnröhre eingebracht werden.  
 

Prognose und Heilungsverlauf einer Prostatahyperplasie

Ohne Behandlung nimmt eine Prostatavergrößerung allmählich zu. Diese Zunahme kann so langsam verlaufen, dass sich keine Beschwerden zeigen. Im Anschluss an eine Operation ist die Prognose in aller Regel sehr gut, wenngleich es zu Inkontinenz kommen kann. Mithilfe einer gezielten Beckenbodengymnastik können diese Beschwerden gelindert werden. Bei etwa 90 Prozent der operierten Betroffenen bleibt die Potenz unberührt.
Einige einfache Maßnahmen können eine Heilung ebenfalls begünstigen:

  •     Vermeiden Sie langes Sitzen
  •     Stehen Sie öfters auf und vermindern Sie damit den Druck auf ihre Blase und Prostata
  •     Versuchen Sie nicht, den Harndrang zu unterdrücken, um ein Überfüllen und Überdehnen der Blase zu                       verhindern
  •     Trinken Sie nicht absichtlich zu wenig, um den Gang zur Toilette zu vermeiden. Hierdurch steigern Sie nur das           Risiko einer Blasenentzündung
  •     Ernähren Sie sich ausgewogen mit reichlich Obst, Gemüse und Vollkornprodukten und wenig Fett
  •     Verzichten Sie auf harntreibende Getränke wie Kaffee oder Alkohol
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